Eigentlich sollte es nur ein Kurzausflug in die Hauptstadt werden. Eigentlich. Denn nachdem wir bereits mit etlichen Straßenkatzen in der Altstadt von Kotor geschmust und uns in Podgorica den Bauch mit landestypischem Kačamak vollgeschlagen hatten, schwärmte uns der Stadtführer von dem goldenen Herbst in den Nationalparks im Norden des Landes vor, und wir beschlossen kurzerhand, mehrere Tage lang das Hinterland von Montenegro zu erforschen. Und wie sich herausstellte, waren wir damit genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Nicht nur, dass sich das anfangs regnerische Wetter über Nacht in strahlenden Sonnenschein verwandelte, sondern zu keinem Zeitpunkt des Jahres hätte sich uns wohl ein beeindruckenderes Bild geboten:
Hinter jeder Kurve der Panoramastraße, die uns in das bergige Hochland führte, bot sich uns ein neues Bild, das das vorherige noch übertrumpfte. (Autobahnen gibt es in Montenegro nicht, bestenfalls gut ausgebaute Landstraßen – die noch dazu so mäßig befahren werden, dass man jederzeit auf ihnen stehen bleiben kann, um die Natur zu bestaunen.)
Anfangs war dies eine Uferstraße, die uns binnen weniger Minuten von Meereshöhe auf mehrere hundert Meter Höhe brachte – inklusive der logischerweise entsprechenden Aussicht (das Gebirge beginnt in Montenegro, ähnlich wie in Kroatien direkt an der Küste). Gefolgt von steil aufragenden Bergen, die sich mit schier endlosen Wäldern ohne jegliche Form der Zivilisation bis an den Horizont ausweiteten und an deren Hängen sich die Straße mit weitem Ausblick über das Land entlangschlängelte.
Bald danach wurden diese abgelöst durch leuchtend gelb-orange Herbsthaine und einen darin versteckten Bilderbuchsee, dessen spiegelglatte Wasseroberfläche die stahlende Blätterszenerie glatt noch verdoppelte. Nur um kurz darauf mit der Straße in den zweittiefsten Canyon der Welt (gleich nach dem Grand Canyon in den USA) abzutauchen und entlang des türkisblauen Gebirgsbaches noch tiefer in die unberührte Natur einzudringen.
Der Höhepunkt an Fahrspaß bot sich uns schlussendlich auf dem Durmitor Ring (angeblich und zugegebenermaßen gut nachvollziehbar eine der schönsten Straßen der Welt), einer Passstraße entlang des höchsten Berges des Landes, auf der wir einen kurzen Teil der Strecke gleich zweimal fahren mussten, damit jeder von uns in den Genuss dieses Erlebnisses kommen durfte. :D
Entlang unserer Route nutzen wir zwei Mal die Gelegenheit, Montenegros atemberaubende Canyons, für die das Land (un)bekannt ist, bei Wanderungen zu Fuß zu erkunden.
Überraschenderweise wurden wir bei der ersten Tour von Monti begleitet: der Hund eines einheimischen Bauerns, der uns bei der mehrstündigen Wanderung hinter- oder besser vorauslief - nachdem ihn uns sein Besitzer mitschickte, weil wir uns auf dessen Grundstück verirrt hatten.
Anfangs dachten wir noch, geschimpft zu werden – bis sich das schroff klingende Hinterherschreien als nett gemeinte Wegbeschreibung entpuppte und sich die Lage zu der Win-Win-Win-Situation entwickelte, bei der Monti glücklich über den Auslauf, sein Besitzer glücklich über die Beschäftigung seines pelzigen Freundes und wir überglücklich über unsere Wegbegleitung waren.
Die zweite Tour bot hingegen eine ganz andere Besonderheit: Während wir an der Küste noch T-Shirt-Temperaturen von 25 °C und mehr genießen konnten, fiel in der bergigen Hochebene die Temperatur nachts auf -4 °C, sodass uns sogar der Wasserkanister im Bus einfror! (Zum Glück waren wir gut vorbereitet mit zusammengeschlossenen Schlafsäcken und darübergelegten Decken, sodass uns die Kälte nichts anhaben konnte und wir uns nun jeder winterlichen Temperatur gewachsen fühlen! Hah!) Als Belohnung für die Zehrungen der Nacht schlenderten wir dann am nächsten Morgen durch ein beeindruckendes Winter-Wonderland, das unseren Ausflug zum Ausblickspunkt über den Tara Canyon noch einmal vielfältiger gestaltete. Sommer, Herbst und Winter – und das Alles in nur drei Tagen!
Aber genug der ausschweifenden Beschreibungen, denn in diesem Fall sagen Bilder mehr als 1000 Worte:
Anm.: Jeder, der schon einmal laienhaft Landschaftsbilder gemacht hat, kann vermutlich bestätigen, dass kaum ein Bild die Eindrücke auch nur annähernd so festhält, wie man sie live erlebt – aber ein bisschen kommts raus, wie es in Montenegros Norden aussah. Für mich nach wie vor eines der atemberaubendsten Naturpanoramen, die ich bisher erleben durfte.
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