Insgesamt waren wir gleich dreimal in Istanbul. Erst für eine knappe Woche zu Besuch beim Matze. Dann – nach einem Ausflug ans schwarze Meer – kamen Ötsch und Jeanne zu Besuch. Wir erkundeten die Stadt zum zweiten Mal und nach einer gemeinsamen Tour mit unseren Besuchern zum Marmarameer kamen wir zum Abschied ein drittes Mal in die türkische Hauptstadt. Von dieser Zeit gibt es unzählige Eindrücke und Erlebnisse, von denen wir in den verschiedenen Blogeinträgen erzählen.
Dieser Blogeintrag handelt als vierter Teil von all den kulinarischen Highlights in der Stadt der zwei Kontinente
Wie nie zuvor auf unserer Reise haben wir in so kurzer Zeit so viele verschiedene Gerichte probiert: Über 20 verschiedene Spezialitäten kitzelten bereits in den ersten zehn Tagen Istanbul unsere neugierigen und entdeckungsfreudigen Gaumen – nicht miteingerechnet die unzähligen Meze und die Probierhappen, die wir uns von den Tellern unserer Begleiter stibizten.
Eine Auflistung:
Künefe – Nachtisch mit Käse- und Pistazienfüllung, pappsüß*. Genauer gesagt, so pappsüß, dass wir eine Portion zu viert nicht aufgegessen bekommen haben. Sieht auf den ersten Blick aus wie gebackener Camembert, überrascht aber mit einem völlig anderen Geschmack.
*letztendlich war jeder Nachtisch in der Türkei pappsüß :D
Meze – eigentlich nur ein Überbegriff für viele verschiedene Türkische 'Tapas', die man beim Besuch einer ➼Meyhane serviert bekommt. Dazu gehören z.B. Blätterteigröllchen, in Weinblätter eingeschlagener Reis, ein spezieller Algensalat, Shrimps, Bohnen oder Bohnenpaste, Käse, Tintenfisch, überbackene Champignons, gebratene Aubergine und unzählbar viele weitere Aufstriche, die meisten davon mit vieeeeel Joghurt. Wir waren insgesamt vier Mal in einer Meyhane und konnten daher einige der Leckereien probieren. Fun game: Wenn man keinen geübten türkischsprachigen Gastgeber, wie Matze einer war, dabei hat - einfach mal an den Tisch setzen und wild auf die Karte deuten, weil die Beschriftung nur auf türkisch ist und die Kellnerin kein Englisch kann. So haben wir das zumindest mit der Krissi gemacht und es kamen wunderbare, durchweg leckere Ergebnisse dabei heraus. :D
Çiğ Köfte – zunächst als mit der bloßen Hand unappetitlich zu charakteristischen Nicht-Fleischbällchen geformte, stark gewürzte Masse kennengelernt, ließ mir das Gericht keine Ruhe, bis mir ein paar Tage nach dem ersten Versuch von einer Familie noch einmal ein paar von ihrem Essen übriggebliebene Çiğ Köfte angeboten wurden. Dabei wurde mir beigebracht, sie in ein Salatblatt zu legen und mit etwas Zitronensaft und einer Chilischote zu genießen. Hammer!
Midye – mit Reis gefüllte Miesmuscheln. Werden aus Straßenständen an beinahe jeder Ecke verkauft und entgegen unserer Annahme in der Regel kalt und nicht warm gegessen (was uns beim ersten Mal ein bisschen an der Frische hat zweifeln lassen). Mit dem Saft frischer Zitronen beträufelt super lecker!
Kokoreç – Beworben als eine angebliche Herausforderung unter den türkischen Spezialitäten, weil es sich um gebratene Lammmägen handelt. Aus unserer Sicht weniger wild als angepriesen, sondern schlichtweg ziemlich schmackhaftes und lecker gewürztes Fleisch im Fladenbrot. Die besten Midye und das beste Kokoreç gibts angeblich bei Midyeci Ahmet. Wir habens probiert und - Achtung, fränkisches Lob: Können ned meckern!
Baklava – die mehr als pappsüße Blätterteig-Nachspeise, oft mit Walnuss- oder Pistazienfüllung. Tips unserer Fremdenführerin: Gut sind sie dann, wenn sie beim Reinstechen mit der Gabel knistern. Und auf den Kopf gedreht essen, damit man nicht kleckert und die Zuckersoße das Stückchen völlig durchtränkt. Man kann aber auch versuchen, den Sirup mit der Gabel herauszudrücken, wie Ötsch es probiert hat – allerdings mit mäßigem Erfolg. :D
Sahlep – als Überraschungsentdeckung von uns geschmacklich direkt als "flüssiger Griesbrei" identifiziert, handelt es sich in Wahrheit jedoch um das exotische Produkt zerstoßener Orchideenwurzeln. Eher allerdings ein Wintergetränk, weswegen wir Ende April außerhalb Istanbuls erhebliche Schwierigkeiten hatten, uns ein bisschen was von dem Pulver als Mitbringsel mit nach Deutschland zu nehmen.
Ayran – das leicht salzige Joghurtgetränk, das man auch in den Dönerbuden Deutschlands immer wiederfindet. Schmeckt klasse zu jedem Essen und nach dem ➼ Besuch eines Hamams. Annas Rettung bei unerwartet scharfen Gerichten ;)
Nicht gerade typisch türkisch, aber eine Erwähnung wert: Der Hamburger im Brotteig, den es an unserem Katertag zum Too Hot To Handle-Serien-Binge-Watching gab. Schwer nachvollziehbar, warum diese Art und Weise, den Burgerbelag am Rausfallen zu hindern, noch kein Renner auf der ganzen Welt ist!
Efes – DAS Bier der Türkei. Von uns in zig Varianten ('Pilsen', 'Malt', 'Spezial', 'Xtra' und 'Winter Blue') in einem ausgedehnten Efes-Tasting über mehrere Tage hinweg immer wieder mit Ötsch und Jeanne degustiert und mit einer Gesamtwertung 4.52 von 10 bewertet. Die Meinungen gingen dabei von "ahnungsloser Bier-Schnösel" bis "trinkerfahrener Hopfen-Sommelier" allerdings weit außeinander.
Peynirli köz patlıcan = gegrillte Auberginen mit Käse - das Ergebnis, wenn man Auberginen über der Gasflamme des Herds kohlrabenschwarz verbrennen lässt und alles, was keine Kohle ist, danach mit viel Käse zu einer wahnsinnig leckeren Paste verarbeitet. So bekommt man also das Räucheraroma in seine Gerichte..! Neben Havuç Tarator und dem Trick hinter richtig gut zubereitetem Reis ein weiteres Küchenchef-Geheimnis, das uns in einem ganz privaten ➼Türkisch-Kochkurs von Umut beigebracht wurde.
Rakı – der Schnaps, der für Verwirrung sorgte: Eigentlich ein (von Anna geliebter) Obstbrand, der uns bereits gut bekannt war aus den südlichen Balkanländern und der vorallem im Osten Griechenlands und auf Kreta anstelle von Ouzo angeboten wird. Nur schmeckt er in der Türkei aufgrund von zugegebenem Anis gar nicht wie der Raki, den wir davor kennengelernt hatten, sondern eher wie Ouzo. So ein Durcheinander!
... und natürlich Çay, noch vor türkischem Kaffee und Rakı das absolute Nationalgetränk der Türkei.
Nicht verwunderlich, dass Anna sich das Prozedere des Kochens in der typischen Doppelteekanne (Çaydanlık) direkt von unserem ➼ Gastgeber Matze hat zeigen lassen.
Der Tee, typischerweise serviert in vasenartig-bauchigen kleinen Gläsern wird zu jeder Gelegenheit getrunken und dementsprechend auch zu jeder Tageszeit und Situation angeboten (zB wenn man mal eben an der ➼ Tankstelle hält).
Wikipedia Fun Fact: Turky has the highest per capita tea consumption in the world, with an annual total consumption of close to 3.5 kg per person, or almost four glasses a day. Sorry Britain!
Es ist definitiv kein Getränk für unterwegs – man setzt sich immer dafür hin und nimmt sich die Zeit – To Go ist verpönt und gibt es auch nicht. Was für eine schöne Mentalität!
Nachwort
Natürlich beinhalteten unsere Istanbul-Aufenthalte noch viel mehr (nicht umsonst sind wir hier insgesamt drei mal aufgeschlagen), wie zum Beispiel prägende Eindrücke beim Musizieren in den belebten Straßen, die Einladung zum Iftar (Fastenbrechen), sowie einen Ausflug zum Schwarzen Meer...
Aber das sind andere Geschichten!
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