Wieder zurück in unserem freundlichen Wohlfühl-Land, steuerten wir aufgrund einiger Empfehlungen auf Berat, die Stadt der 1000 Fenster zu. Und aufgrund einer noch viel detaillierteren Empfehlung vom Crischi suchten wir dort das Restaurant „Lili“ auf. An dieser Stelle noch mal vielen Dank an unseren alten Mitbewohner - denn die Empfehlung hat sich sehr gelohnt! Mitten in den sehr engen verschlungenen Gassen der nur zu Fuß betretbaren Altstadt liegt das kleine Restaurant mit „Homemade Food“.
Es machte direkt den Eindruck, als handele es sich eigentlich gar nicht um ein Restaurant, sondern um ein privates Haus. Und so ist es auch. Gegessen wird inmitten alter Steinmauern auf der urigen, überdachten Terrasse, auf der Platz für 6 kleine alte Holztische ist. Auf der Toilette stehen neben mehreren privaten Bad-Accessoires ein paar Zahnbürsten im Becher am Waschbecken. Der Besitzer ist ein kleiner Albaner, der sich so sehr über seine Gäste freut, dass man Angst bekommt, er könnte jeden Moment einen Herzinfarkt bekommen, so aufgeregt hüpfte er um uns herum. Wir waren an diesem Abend die ersten Gäste dort und wurden sehr sehr sehr sehr freundlich empfangen. :D
Lili fragte gleich nach unseren Namen und wo wir her kämen. Von da an wurde in jeden Satz ein bisschen Deutsch und natürlich immer unsere Namen gepackt. „Anna! Flo! I bring you Rotwein! Is homemade!“ „Flo! You like the food? Ist gut?“. Am Anfang dachten wir, diese besondere Aufmerksamkeit würde vllt nur uns als den ersten Gästen des Abends zuteil. Aber weit gefehlt. Der gute Lili freute sich über jeden einzelnen seiner Gäste genau gleich. Man könnte meinen, er hätte an diesem Tag erst eröffnet, aber das Restaurant gibt es nun schon seit einigen Jahren und im Sommer kommt man ohne Reservierung gar nicht an einen Tisch. So saßen wir also, schon gut versorgt mit einer Karaffe Wasser und einer Karaffe Wein, und warteten auf die Karte. Und hier war gleich die nächste Überraschung. Man bekommt nicht einfach eine Karte auf den Tisch gelegt. Nein! Es gibt bei Lili genau 13 Gerichte, alle von seiner Frau zubereitet - und diese sind als Bilder alle auf eine große, alte Tafel mit aufgeklebt (siehe Bilder). Diese Karte wird jedem Tisch einzeln vorgestellt. Lili wuselt also bei jedem neuen Gast los und kommt mit der Tafel unterm Arm wieder zurück, schnappt sich einen Stuhl und platziert die Tafel so, dass jeder am Tisch die sehen kann – ein bisschen wie ein Flipchart für eine Präsentation. Und dann bekommt man auch eine private Präsentation der Karte. Jedes einzelne Gericht wird inklusive persönlicher Empfehlungen und einigen Worten in der jeweiligen Landessprache genau erklärt. An dieser Stelle eine persönliche Empfehlung unsererseits: Solltet ihr auch einmal dort sein - bestellt einfach gleich die ganze Karte, so wie wir es am Ende gemacht haben! Die Gerichte kosten ganz nach albanischem Preisniveau zwischen 2,50 und 6 Euro. Und alles ist unendlich lecker! Nach ganz viel Essen, hausgemachtem Rotwein und einer kostenlosen Runde Raki schlenderten wir zufrieden, sehr satt und immer noch ein bisschen ungläubig zurück zu unserem Bus.
Übernachtet haben wir in Berat auf einem kleinen Campingplatz außerhalb, auf dem wir einige neue Bekanntschaften gemacht haben. Zum einen lebt dort Joey, ein energiegeladener schwarzer Miniatur-Hund, der schwanzwedelnd auf alles und jeden zurennt, das oder den er sieht.
Neben diesem süßen Campingplatzbewohner haben wir hier noch einige weitere Reisende kennen gelernt, mit denen wir in den darauffolgenden Wochen immer wieder zusammen unterwegs waren. Zum einen Markus und Nora, die im Wohnmobil unterwegs waren, um für 4 Monate durch Osteuropa zu ziehen. Und zum anderen Flo und Tobi, auch bekannt als „Project Hedwig“, die mit ihrem Unimog namens Hedwig (ein riesen Gefährt!) alle Aufmerksamkeit sofort auf sich ziehen. Als ich die beiden Jungs das erste Mal sah, fragte ich sie, welche Wüste sie denn mit diesem Monstertruck durchqueren wollten. Mit einem freudigen Lachen kamen wir ins Gespräch und bald hatten wir unsere Pläne, an diesem Tag weiter zu fahren, auch schon über den Haufen geworfen. Am Abend saßen wir am Lagerfeuer zusammen bei leckerem „Beratbrei“ (ungeplates Ergebnis von Rosmarin-Kartoffeln) aus dem Dutch Oven der beiden Jungs und Lagerfeuermusik von uns.
Die Kombination aus Unternehmungslust, fabelhafter Ausrüstung und großer Hilfsbereitschaft machte das Reisen in der Gruppe sehr angenehm. Wir erkundeten wunderschöne Plätze, zu denen wir ohne Projekt Hedwig erst gar nicht gefahren wären. Der Deal war, dass wir überallhin mitkommen, solange sie uns dann aus dem Kies oder Sand oder Schlamm im Notfall wieder raus ziehen. Nach einigen abenteuerlichen Pisten heizten wir so mit Rusty über verlassene Strände, campierten an den malerischsten Küsten und kamen schlussendlich am südlichsten Zipfel Albaniens an. Dort steuerten wir nach ein paar sehr spannenden „Straßen“ einen malerischen kleinen Campingplatz an, auf dem wir direkt mit Getränken und Essen empfangen wurden (Albanien halt…). Von dort aus ging es zum sogenannten „Blue Eye“ in Albanien (siehe Bilder), einer wunderschönen Unterwasserquelle, bevor wir schlussendlich über die Grenze nach Griechenland fuhren.
Aber das ist eine andere Geschichte.
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