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Kurzbeitrag: Das Dorf der Verrückten

Anna • 15. März 2022

Meinst du, wir sollen da mal kurz rein gehen?

Wir befanden uns gerade auf dem Rückweg von einer gemütlichen Taverne in einem verlassenen kleinen Bergdorf in der Nähe des Olymp-Gebirges. Das Brett hatte uns zum Essen eingeladen und so schlenderten wir drei zufrieden und satt in Richtung unserer Busse. Da fiel unser Blick durch die Scheibe einer kleinen Kneipe. Drinnen saßen vereinzelt ein paar Leute in der mit Rauch getränkten Luft und hinten im Eck erblickten wir zwei Menschen mit einer Gitarre. Das ganze Setting sah sehr rustikal-gemütlich aus und nach kurzer Überlegung (Meinst du, wir sollten da mal kurz rein gehen?) traten wir durch die Tür.

Nach kaum 5 Minuten landeten wir auch schon am Tisch der beiden Musiker (klar, setz 4 Musiker in einen Raum mit einer Gitarre und warte kurz) und ein wunderbarer Abend gemeinsamem Musizierens begann. Die beiden waren alte Freunde - beide Künstler – die es in dieses verlassene Dorf verschlagen hatte. „Hier sind alle ein bisschen anders“ erklären sie uns, „das hier ist das Dorf der Verrückten“. Der Wirt, der diese Formulierung mitgehört hatte, stimmte gleich begeistert zu „Ja! Das Dorf der Verrückten!“* Und so wurde die Gitarre herum gereicht, die Kneipe versank in mehrstimmigem Gesang und wir in dem Rotwein, den der Wirt uns unentwegt nachfüllte. Nach Thekenschluss, bei dem der Wirt sich vehement weigerte, unser Geld zu nehmen („No! it´s on the house! Thank you for the music!“) lud uns Dimitros, einer unserer Mitmusiker, noch in sein Atelier ein, in dem er wohnt und arbeitete.


Der Abend klang aus in einer filmreifen Kulisse eines gedrungenen, kleinen, alten Ateliers, vollgestopft mit Leinwänden und Malerequipment, einem kleinen Kamin als einziger Wärmequelle und einem alten durchgelegenen Sofa, das Dimitros als Bett diente – ein richtiges Künstlerdasein eben.


Spät in der Nach verließen wir das Atelier und mit ihm auch das Dorf der Verrückten und legten uns sehr zufrieden und dankbar für diese Begegnung in unsere Vans, um am nächsten Tag fit für die Besteigung des Olymps zu sein... aber das ist eine andere Geschichte.



*So wirklich herausgefunden, warum es das Dorf der Verrückten war, haben wir nicht. Eine Erklärung war: "Wer ist schon so verrückt, hier freiwillig herzuziehen und wohnen zu bleiben" - eine andere: "Sie ist hierhergezogen, dann bin ich eben auch hierhergezogen. Trotzdem gefällt es uns hier." Macht Sinn. Oder doch nicht? Und eine Dritte: "Wenn man in so einem Dorf lebt, in dem nichts passiert, in das sich auch nur selten Touristen oder Leute von außerhalb verirren, werden alle hier eben mit der Zeit ein bisschen verrückt." Na denn. Who am I to judge. :D


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