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Rundum-Checkup für Rusty

Anna • Jan. 21, 2022

Die Preise einer kretanischen Werkstatt

Für Fahrzeuge gibt es ja so grobe Richtwerte wie häufig bzw. nach wie vielen Kilometern man dies und das mal checken sollte. Gerade was die zurückgelegten Kilometer angeht, verliert man auf so einer Reise gerne mal den Überblick und so fanden wir uns nach zig tausend Kilometern Fahrt auf Kreta wieder und uns kam - angeregt durch eine Panne zweier anderer Reisender, denen wir aus ihrer Misere halfen - in den Sinn, dass wir unserem Rusty vielleicht auch mal einen Ölwechsel und allgemeinen Checkup gönnen sollten. Durch reinen Zufall kamen wir in Kontakt mit einer Werkstatt in Chania (wo wir die beiden Liegengebliebenen absetzten) und weil die Beiden so hellauf begeiestertwaren von dem Service der angesteuerten Werkstatt, fuhren wir früh morgens dort hin, um ebenfalls nach einem Termin zu fragen. Unser Plan war: Ölwechsel, evtl auch "Big Service" (alle 3 Filter welchseln) und hoffen, dass ansonsten alles gut ist.


Es herrschte reges Treiben. Viele Automechaniker wuselten umher, waren mit Reparaturen etc. beschäftigt. Nur einer war durchgehend am Telefonieren und Entscheidungen treffen. Das schien der Chef zu sein. Nach ein paar Minuten kam er auf uns zu und wir fragten, ob er irgendwann die Tage für uns und unseren Bus Zeit hätte. "The white VW Bus outside?", sagte er, ohne Aufzublicken. "Yes" war unsere einigermaßen verdutzte Antwort, denn "outside" standen ungefähr 30 Autos umeinander - und woher konnte er von unserem Bus wissen, waren wir doch gerade erst angekommen und hatten noch mit niemandem geredet! Aber der Mann schien einen Überblick zu haben. Dann kam die nächste Überraschung. "Okay, no problem give me the keys. Wait here, we will look at it. Do you want coffee?" In einer deutschen Werkstatt darf man, wenn man Glück hat, auf einen Termin in der nächsten Woche hoffen. Hier wird einem direkt der Schlüssel aus den Händen, und ein Kaffee in die Hände gedrückt. Und so saßen wir in einem kleinen Sitzbereich und sahen dem regen Treiben um uns herum zu. Nach circa 30 Minuten wurden wir in die Werkstatt geholt, in der unser Rusty schon – alle 4 Schuhe ausgezogen – auf einer Hebebühne mitten in der Luft hing. Und dann kam die Diagnose. Öl- und Filterwechsel waren überhaupt kein Problem. Aber es gab ein anderes. Die Bremsscheiben müssen gewechselt werden – und zwar vorne und hinten. Vorsichtig fragen wir nach, wie dick sie denn noch seien. Antwort: ca. 1 mm. Und wie dick sollten sie sein? Anwort: So ca. 1,5 cm. Okay ja gut. Da ist wohl kein Spielraum mehr übrig. Unser Mechaniker zeigt uns direkt am Bus wovon er redet und ich lernte, wie eine 1 mm dicke Bremsscheibe aussieht.


Der Plan war, dass wir für die nächsten 3 Stunden einfach in der Werkstatt bleiben, während alles direkt erledigt wird und wir – falls weitere Fragen auftauchen – in Reichweite sind. Bevor aber irgendwas gemacht wird, sollten wir erst mal einen Kostenvoranschlag kriegen. Und so saßen wir in unserer Ecke und bangten. Denn natürlich war das Erste, was wir taten, zu googlen, was Bremsscheiben und deren Wechsel so kosten. Hallelujah! Inklusive eines Ölwechsels, Diesel- Luft- und Ölfilter-Wechsels und Austausch unseres Zigarettenanzünders, der vor ein paar Tagen abgeraucht war, sowie einer Fahrsensorkalibrierung... Wir hatten richtig Schiss was da wohl an Kosten auf uns zukommen würde! Nach 15 sehr langen Minuten kam unser Freund mit einer Kostenauflistung zurück, die uns völlig vom Hocker gehauen hat. Wir hatten ja mit viel gerechnet, aber damit wirklich nicht – allerdings im positivsten Sinne. Alle oben genannten Reparaturen kosteten – inklusive Matierial und Arbeitszeit: 427,72 €!! Dafür wird einem in Deutschland gerade mal eine Bremsscheibe gewechselt. Das hob unsere Stimmung natürlich enorm und so saßen wir mitten in einer kretanischen Werkstatt mit unseren Laptops, Strom, Internet und einer Kaffee-Flatrate und nutzten die Wartezeit, um an der Homepage zu arbeiten. Am Ende gab´s im frisch durchgecheckten Rusty noch eine kleine Spritztour gemeinsam mit dem Werkstattchef, der uns alles nochmal persönlich zeigen uns erklären wollte.


Gut gelaunt und mit den Versprechen, eine positiven Rezension auf der Homepage zu hinterlassen, verabschiedeten wir uns und fuhren glücklich neuen Abenteuern entgegen – jetzt mit 1.5 cm dicken Bremsscheiben und der Überlegung, für die nächste Reparatur einfach mit der Fähre nach Kreta überzusetzen – ist vermutlich günstiger.


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