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Wiedersehen macht Freu(n)de - und wie!

Anna • Dez. 08, 2021

Die Geschichte von Rusty Junior

Wir schreiben das Jahr 2021. Lokalität: Ein Campingplatz in Montenegro in der Nähe zur albanischen Grenze. Kaum sind wir durch die Schranke gefahren, hüpft auch schon ein kleines rotes Fellknäuel forsch in unseren Bus. Es handelt sich um eine kleine Katze - eine von vielen, die sich auf dem Campingplatz herum treiben. Vor einigen Wochen tauchte wohl plötzlich ein ganzes Pack junger Katzen auf und macht seitdem den Campingplatz unsicher (auf eine sehr niedliche Weise). Keiner weiß, woher sie gekommen sind und zu wem sie gehören, aber sie scheinen ihr neues Zuhause gefunden zu haben. Alle sind Geschwister und gehören vermutlich zum gleichen Wurf. Alle bis auf einen. Unser rotes Fellknäul ist deutlich kleiner und jünger als der Rest der Bande und wir finden heraus, dass er erst 3 Tage vor uns auf dem Platz aufgetaucht ist. Die traurige Vermutung liegt nahe, dass das viel zu kleine Katzenbaby einfach ausgesetzt wurde.


Seit seiner Ankunft hat unser kleiner Freund eigentlich nur 2 Bedürfnisse: Liebe und Futter. Gleich am ersten Abend springt der Kater ungefragt auf Flos Schoß und fängt an, wie ein Mähdrescher zu schnurren. Und so schnurrt er sich in Windeseile in unsere Herzen. Tagsüber liegt er auf dem Fahrersitz und schläft oder macht es sich auf einem unserer Campingstühle bequem. Und schon an Tag Zwei bekommt der Gute bereits einen Namen. Passend zur Fellfarbe und seiner Liebe zu unserem Gefährt heißt der Vierbeiner von jetzt an "Rusty Junior". Er ist ein sehr angenehmer Zeitgenosse – außer wenn es ums Essen geht. Ein guter Katzenpsychologe könnte uns nach einigen Sitzungen vermutlich das Kindheitstrauma des Kleinen mitteilen, aber was auch immer ihm wiederfahren ist, bei Essen sieht er rot. Er stürzt sich gierig auf das Futter, das wir inzwischen für die Bande besorgt haben, schlingt es in einem atemberaubenden Tempo herunter und fährt die Krallen aus, wenn jemand seinem Essen zunahe kommt. Nach der Mahlzeit versteht er sich mit allen Zwei- und Vierbeinern wieder großartig.

Nach einigen wunderbaren Tagen steht unsere Weiterreise an und wir machen uns Gedanken, wie es über den Winter mit den Katzen weitergehen soll.


Darum reden wir mit den Betreibern des Campingplatzes:

  • Was passiert eigentlich mit den Katzen, wenn der Platz in 2 Wochen über den kompletten Winter schließt? - Keine Ahnung.
  • Wird es hier im Winter Nachts sehr kalt? - Ja schon ziemlich.
  • Sind hier Anwohner, die sich um die Katzen kümmern? - Kann schon sein.
  • Ist das ihr erster Winter? - Ja das ist es, und sie versuchen auch schon die ganze Zeit, die Katzen an Reisende zu geben.


Keine allzu erbaulichen News. Um die Geschwister-Gruppe machen wir uns dabei weniger Sorgen, denn die meisten legen ein gutes Jagdverhalten an den Tag. Nur der Kleine hat das mit dem Jagen entweder noch nicht gelernt oder ist zu dämlich dafür. Er scheint insgesamt die die hellste Kerze im Leuchter zu sein mit seiner tapsigen Art, was seinen liebesnwürdigen Charakter allerdings mehr als abrundet.

Wir setzten uns irgendwann ernsthaft damit auseinaner, den Kleinen einfach mitzunehmen - aber eine kurze Recherche zeigt: Es wäre nicht katzengerecht in unserem Miniatur-Bus und auf unseren Stadttouren mit den Instrumenten. Ziemlich traurig überlegen wir, was wir tun können und kaufen kurzerhand erstmal das halbe Supermarktregal mit Katzenfutter leer. Die Ladung kam direkt an die Rezeption des Campingplatzes mit der Bitte, das doch für eventuelle Nachbarn zugänglich zu lagern. Sehr sehr traurig fahren wir dann irgendwann tatsächlich los. Wie in einem melodramatischn Film sitzt der kleine Kater in der Mitte des Gatters und schaut uns erschocken hinterher. Es war wirklich furchtbar!


Und dann kommt uns eine Idee! Waren da in Kroatien nicht zwei Reisende in einem riesigen Wohnmobil die gerne eine Straßenkatze adoptieren wollten? Diana und Alex, beide Teil unseres Dobrivnik-Chanty-Camps (siehe Blogeintrag The Chanty-Town of the Dubrovnic Buskers) hatten uns von diesen Plänen berichtet. Und da sie ebenfalls auf dem Weg in Richtung Griechenland waren, schickten wir ihnen Bilder, den genauen Standort und ein paar Infos, die wir zum Thema Reisen mit Katzen gelesen hatten. Die beiden waren einige Stationen hinter uns und wir hatten mit ihnen schon in Kroatien ausgemacht, uns in Griechenland wieder zu treffen.


Danach hörten wir einige Zeit sehr wenig von den beiden bis sie uns plötzlich schrieben, sie seien in Grichenland angekommen und ob wir uns nicht treffen wollten. Klar wollen wir! Ohne Katzen, dachten wir jedoch - nachdem wir in der Hinsicht keine neuen Infos mehr bekommen hatten.


Wie man sich aber doch irren kann! Die Wiedersehensfreude war groß und umso größer noch, als uns – nach 8 Wochen ohne Neuigkeiten – Rusty Junior plötzlich aus dem Wohnmobil entgegen gesprungen kam! Alex und Diana hatten sich nach einem Aufenthalt von sagenhaften drei Wochen auf (bzw. vor den Toren des) inzwischen geschlossenen Campingplatz in Montenegro (auf dem immernoch die Katzen hausten) tatsächlich dazu entschieden, zwei der Miezen zu adoptieren! Das Ganze sollte eine Überraschung für uns werden, daher hatten die beiden nichts davon erwähnt. Und die war auch gelungen!

So standen nun also mitten in Olympia auf einmal zwei frisch geimpfte kerngesunde und glückliche Katzen vor uns. Und eine weitere Überraschung gab es obendrein: Im Impfpass des Katers stand tatsächlich offiziell der Name "Rusty Junior", den die Beiden von uns übernommen hatten. :D Sein Charakter hatte sich in keiner Weise geändert, er war immernoch tapsig und hatte immer Hunger. Seine Begleiterin "Bunte" dagegen ist eine äußerst grazile, junge Katzendame, die einen sehr unterhaltsamen Kontrast zu ihrem orangeroten Kompagnon darstellt.


Aber auch wir wurden bei dem Wiedersehen nicht vergessen: Zur grandiosen Katzen-Überraschung gab´s für uns einen Kroatien-Magneten und Schnapsglas für unseren Rusty-Senior, einen Köln-Advedtskalender und ein Kölsch-Glas samt Halter als Mitbringsel dazu. Diana ist nämlich glühende Köllnerin - das verbindet!

Die Freundschaft zu Alex und Diana inklusive den beiden Vierbeiner zieht sich seitdem durch unsere Reise und wurde durch unzählige gemeinsame Abende, Diskussionen und Abenteuer immer tiefer. So tief, dass wir Anfang 2022 für 3 Wochen dann sogar auf das voll ausgestattete Luxus-Wohnmobil, auch genannt den Plastikbomber, samt Katzen aufpassten, während die beiden wegen ein paar Terminen nach Deutschland flogen. Und so ging es – zusammen mit Mareike – für 20 Tage über die Insel - mit 3 Fahrzeugen, 3 Zweibeinern und 2 Vierbeinern... aber das ist eine andere Geschichte.

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