Auf der Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit in der Nähe von San Gimignano (wo wir das beste Eis der Welt probiert haben) kamen wir an einem Fluss vorbei und sahen ein schönes Flussbett direkt am Wasser. Wir waren froh, dass es noch relativ früh am Tag war, weil wir ein bisschen was erledigen wollten und uns dort auch gleich erfrischen konnten (es war sau heiß).
Der Weg zum Fluss war zugegebenermaßen ein bisschen holprig und ging an einem Stück auch ziemlich bergab. Das trauten wir unserem Bus aber zu und wir kamen auch problemlos nach unten. Der holprige Hügel war auch nicht das Problem gewesen, sondern der Bereich unten direkt am Fluss, wo sich unter den Steinen ein rieseges Sandfeld versteckt hatte. Das haben wir dann auch ziemlich schnell bemerkt, allerdings leider zu spät. Der Bus war vorne schon mit den Rädern eingesunken. Also erst mal Ruhe bewahren und überlegen. Heutzutage findet man im Netz ja eigentlich für alles eine Lösung. Die Recherchen ergaben:
Punkt 1: Ruhe bewahren (damit man sich nicht panisch immer weiter eingräbt)
Punkt 2: Buddeln
Punkt 3: Stöcke/Steine unter die Räder und in Fahrtrichtung legen.
Aufgrund mangelnder Werkzeuge fingen wir an, mit den Händen den Schotter und Sand unterm Bus weg zu buddeln. Da waren wir schon von oben bis unten eingestaubt. Danach legten wir eine Fahrspur aus Hölzern und großen rauen Steinen nach hinten aus (vorne lag der Fluss, also musste es rückwärts rausgehen). Aber alles Anfahren und Schieben und Probieren half nichts. Die Räder drehten durch und bewegten sich keinen Zentimeter.
Also musste irgendwo Hilfe her. Gegenüber lag ein Bauernhof, auf dem aber weit und breit niemand zu sehen war. Außerdem wäre es ziemlich schwierig gewesen, mit Händen und Füßen unsere Lage zu erklären und gleich noch zu fragen ob jemand noch ein Abschleppseil samt Geländewagen für uns hat. Daher entschlossen wir uns, den Abschleppdienst zu rufen (wozu hat man schließlich einen von vorne bis hinten versicherten Bus). Nach vielen Missverständnissen zwischen der deutschen Versicherung und dem italienischen Abschleppdienst hatten wir erst mal 2 Stunden Wartezeit. In dieser Zeit wollten wir uns den Dreck ein bisschen von den Beinen und Händen waschen. Das war allerdings keine gute Idee, denn wir bekamen beide ziemlich schnell einen Ausschlag vom Wasser. – Zum Glück hatten wir noch keine Zeit komplett darin zu Baden :D
Nach 2 Stunden kam dann ein Abschleppwagen angefahren. Allerdings ein ziemlich großer, unwendiger, der niemals den holprigen Hügel zu uns runter kommen konnte. Das hat der Abschlepper vom Dienst - ein drolliger, gut gelaunter Italiener, der kein Wort englisch sprach - dann auch sehr schnell bemerkt. Mit den Händen über dem Kopf zusammengeschlagen und „Mama Mia!“ rufend hat er unsere Lage fachmännisch korrekt beurteilt. „Es una bella problema! Una bella problema!“ Nachdem auch er einmal selbst probiert hatte den Bus aus dem Sand zu kriegen (Flo und ich haben angeschoben), hat er kurzerhand die Schaufel gezückt und gegraben. Allerdings führte auch das nicht zum Erfolg – eher im Gegenteil. Der Bus steckte jetzt noch näher am Wasser noch tiefer im Sand. Mist! In dieser ganzen Zeit redete unser italienische Helfer unaufhörlich und in einem atemberaubenden Tempo mit uns. Wir nickten brav und versuchten, einzelne Worte zu verstehen.
Dann erblickte er den Bauernhof gegenüber deutet dort hin und sagte „Trattore!“. „Traktor“, ja das wäre jetzt gut. Danach machte er sich zurück zu seinem Wagen und wir sind uns bis jetzt noch nicht ganz sicher ob er vorhatte einfach wieder weg zu fahren. Ich bin ihm jedenfalls auf dem Weg zu seinem Abschlepper hilflos hinterher gedackelt und hab ihn sehr fragen angeschaut und gefragt „Trattore? Tu?“. Daraufhin hat er kehrt gemacht und ist mit uns zusammen in Richtung Bauernhof los. Von weitem sahen wir eine Frau einen Weg in der Nähe entlanglaufen. Es sah nicht unbedingt danach aus, dass die Frau zu dem Bauernhof gehört, aber das war unserem neuen Freund egal. Wild gestikulierend und laut rufend joggte er auf die Dame zu, die nach einigen Sekunden dann auch gemerkt hat, dass anscheinend sie gemeint ist. Dann ging alles ziemlich schnell. Die beiden haben geredet, sie hat uns auf den Hof geführt und dort stand allem Anschein nach der Bauer. Dann haben sich der Bauer und der Abschlepper eine Zeit lang unterhalten und dann hat unser Helfer wieder kehrt gemacht und ist in Richtung Bus losmarschiert. Wir hatten zu diesem Zeitpunkt keine Ahnung, ob die beiden sich gestritten, gut verstanden, übers Wetter geredet oder sonst was vereinbart hatten. Und ich konnte auch nicht erkennen, ob der Bauer uns helfen würde. „Ayuda? Si?“ fragte ich den Abschlepper und er nickte grinsend. „Si!“. Daraufhin drehten wir uns zu dem Bauern um, um uns zu bedanken, aber der saß schon in seinem „Trattore“ und fuhr los.
An dieser Stelle für die passende musikalische Untermalung bitte hier klicken:
Den Weg zurück zum Bus erzählte uns unser Retter in Not fröhlich allerlei Geschichten in sehr schnellem Italienisch. Ich glaube zumindest einen Teil verstanden zu haben und auch der Flo, der bis dato eigentlich gar kein italienisch konnte, blickte erstaunlich gut durch in den Geschichten.
Am Fluss angekommen fuhr der Bauer mit einem Miniaturtraktor den steilen Hügel problemlos runter und der Mann vom Abschleppdienst hatte in der Zwischenzeit ein Abschleppseil geholt. Der Traktor zog den Bus mühelos rückwärts aus dem Sand und gleich noch den Hügel hoch.
Sehr erleichtert und sehr sehr dankbar verabschiedeten wir uns von unseren Helfern mit 2 Flaschen Wein als Dankeschön und machten uns auf dem Weg, um im Supermarkt irgendwas kaltes zuckerhaltiges zum Trinken zu kaufen. Erst jetzt fiel uns auf, dass wir den halben Tag nichts getrunken und gegessen hatten und es immer noch schweineheiß war.
Die Nacht verbachten wir trotzdem am Fluss, nur nicht direkt unten, sondern auf einer Brücke mit Blick auf das schöne Flussbett mit seinem sandigen Boden.
Bleib auf dem Laufenden mit unserem Newsletter und erfahre regelmäßig alle Neuigkeiten von unseren Unternehmungen!